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“IBM Tailored Fit Pricing”  (IBM TFP) ist seit 2 Jahren auf dem Markt verfügbar und dennoch sind sich viele Kunden noch nicht sicher, ob sie von diesem Modell profitieren können. Und spätestens seit der Abkündigung von anderen Lizenzmodellen (wie dem “IBM Country Multiplex Pricing offering”) fühlen sich einige Kunden gezwungen mit dem Thema IBM TFP auseinanderzusetzen.

IBM Tailored Fit Pricing ist ein neues Mainframe-Abrechnungsmodell. Heute besteht dieses Modell aus 5 Optionen. Für die meisten Kunden sind zwei von diesen Optionen von besonderem Interesse: “IBM Development and Test Solution” und “IBM Software Consumption Solution”.

Die “IBM Development and Test Solution” ist bereits seit 2017 verfügbar. Jedem Kunden wird damit für Entwicklungs- und Testzwecke eine flexiblere Nutzung der Workloadkapazitäten ermöglicht. Die Voraussetzungen dafür sind, dass die Workload auch als “Entwicklungs- und Testworkload” klassifiziert und auf separaten LPARs betrieben wird (siehe Announcement Letter 218-324).

Zukünftig wird der Verbrauch von der Entwicklungs- und Test-LPARs separat ermittelt und nicht mit dem Verbrauch der übrigen (produktiven) Workload kumuliert. Die Entwicklungs- und Test-LPARs können nun also parallel zum Peak der Produktion ausgereizt werden. Damit stehen diese den Entwicklern jederzeit in vollem Kapazitätsumfang zur Verfügung.

Die Berechnungen des “IBM Development and Test Solution” erfolgen vereinfacht in 3 Schritten:

  1. Die vorhandenen LPARs werden einzeln auf die “IBM Development and Test Solution”-Kriterien überprüft. Danach werden alle eligiblen LPARs zusammen als ein Entwicklungs- und Test-Container behandelt.
  2. Der MSU-Wert der Stunde mit der höchsten durchschnittlichen R4HA von Entwicklungs- und Test-LPARs wird auf Basis von 3 aufeinanderfolgenden SCRT-Berichten ausgewertet. Dieser MSU-Wert dient als MSU-Basis für den Container (siehe gelbe Linie in der Abbildung).
  3. Um den Preis zu bestimmen, wird eine Differenz gebildet: welche MLC-Kosten hätte sich ergeben, wären die Entwicklungs- und Test-LPARs nicht mit eingerechnet worden? Dieser Preisunterschied wird als Preis für den Container festgeschrieben („Kosten“ der roten Linie in der Abbildung).

Bei Vertragsabschluss hat der Kunde zudem die Möglichkeit die festgelegte MSU-Basis ohne zusätzliche Kosten für MLC-Produkte zu verdreifachen. Für die verwendeten IPLA-Lizenzen zählt dies jedoch nicht und müssen daher gesondert berücksichtigt werden. Für IBM Kunden steht der “online DevTest Sizing Calculator” im IBM License Management Support (LMS) zur Verfügung.

Die “IBM Software Consumption Solution” ist ein Angebot, welches auch für produktive Workload umsetzbar ist und ist seit Mai 2019 verfügbar. Mit dieser Option wird dem Kunden die Möglichkeit, sich komplett von dem bisher üblichen H4RA zu trennen, angeboten. Statt des Peaks der Workload werden nun die verbrauchten MSU mit einem fixen Preis pro MSU zur Berechnung der Kosten herangezogen.

Zudem bietet “IBM Software Consumption Solution” weitere Vorteile:

  • Die Hardware kann ohne technische Einschränkungen (zB Soft-Cappings) genutzt werden, um damit beispielsweise Batchfenster zu reduzieren.
  • SCRT-Exception können weiterhin gemeldet und berücksichtigt werden (z.B. Loops).
  • Für MSU-Mehrverbräuche bietet IBM in der Regel einen attraktiven Wachstumspreis an.
  • Softwareprodukte können weiterhin wie gewohnt zusätzlich in den Vertrag aufgenommen oder gekündigt werden.
  • Die interne Kostenverrechnung kann vereinfacht werden.

Bei der “IBM Software Consumption Solution” gibt es jedoch auch Punkte, die man beachten sollte:

  • Durch die bisherige Peakabrechnung hatten Kunden die Möglichkeit außerhalb des Peaks kostenneutral im “White-space” zu wachsen. Mit IBM TFP existieren diese “White-spaces” nicht mehr (siehe grauer Bereich in der Abbildung). Das heißt, dass jede verbrauchte MSU nun in Rechnung gestellt wird.
  • Die eingesetzten IPLA Produkte erhalten ebenfalls eine Umrechnung, welche es individuell zu betrachten gilt.
  • Die monatliche SCRT-Übermittlung ist weiterhin notwendig.
  • Die Verträge von anderen Herstellern müssen ebenfalls berücksichtigt werden: viele Anbieter haben bereits Ihre Produktabrechnung dahingehend angepasst.

Der Weg zur “IBM Software Consumption Solution” erfolgt vereinfacht in 5 Schritten:

  1. Betrachtet werden alle LPARs! Ausnahme: LPARs, die in einem gesonderten Vertrag (z.B. “IBM Development and Test Solution” oder “IBM System z Solution Editions”) geregelt sind.
  2. Alle verbrauchten MSU (der relevanten LPARs) innerhalb der letzten 12 Monate werden kumuliert und dienen als jährliche MSU-Baseline.
  3. Die dazugehörigen MLC-Abrechnungen werden als finanzielle Baseline herangezogen. Hierbei werden verbrauchsunabhängige Produkte gesondert behandelt.
  4. Die finanzielle Baseline wird durch geplante Änderungen im Softwarebestand angepasst. Dazu gehören: die Aktualisierung von neuen Software-Versionen, die Ergänzung von neuen Softwareprodukten und die Kündigung von nicht mehr verwendeten Softwareprodukten.
  5. Der vertraglich festgeschriebene Preis pro MSU resultiert aus der MSU-Baseline und der finanziellen Baseline. Dieser ist zudem die Grundlage für den von IBM angebotenen Wachstumspreis.

Bei der “IBM Software Consumption Solution” steht zusammenfassend die Möglichkeit der “White-Space-Nutzung” der Möglichkeit die Workloads Peak-unabhängig zu betreiben gegenüber. Zudem bekommen Kunden die Möglichkeit die gesamte Hardware bei Bedarf vollständig auszulasten.

Fassen wir die beiden Lösungen zusammen:

Die “IBM Development and Test Solution” ist eine elegante Lösung den Entwicklern mehr Freiräume zu ermöglichen, ohne auf den Peak der Produktions-LPARs Rücksicht nehmen zu müssen. Aus unserer Sicht bietet dieses Modell sehr häufig große Vorteile für den Kunden: es ist ein wichtiger Baustein für Unternehmen, um den Mainframe vital zu halten.

Mit der “IBM Software Consumption Solution” können Kunden ihre Hardware-Kapazität flexibler einsetzen als bisher. Allerdings würden wir hier empfehlen die mittel- und langfristigen Bedarfe genauer zu analysieren, um zu bewerten ob das Modell für das jeweilige Unternehmen sinnvoll ist.

Die zwei von uns vorgestellten Optionen können auch gemeinsam genutzt werden: so kann jeder Kunde selbst entscheiden, ob eine “IBM Development and Test Solution”, eine “IBM Software Consumption Solution” oder auch beides für Ihn in Frage kommt. Wir, die Living Mainframe GmbH, haben sowohl technische wie auch vertragliche Expertise, um Sie in diesem Thema unabhängig und nach Ihren Bedürfnissen zu beraten.